Grabmal des Ehepaars Lippert



Das Ehepaar Lippert lebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bzw. um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die Angaben über das Alter des Ehemanns sind in der Tat in den verschiedensten Quellen äußerst unterschiedlich und verwirrend, an einer Stelle ist gar von einem Altersunterschied von 30 Jahren die Rede. Ich halte mich an diejenigen Angaben, die unter Anderem auch in der " Chronik Hamburgs " abgedruckt sind, und die mir auch im Hinblick auf seine Lebensgeschichte am plausibelsten erscheinen :



  Eduard Amadeus Lippert     geb. 8. 1. 1844     gest. 19. 11. 1925  
  Marie Anne Lippert     geb. 7. 9. 1854     gest. 18. 6. 1897  



Die erste Aufnahme zeigt das Grabmal in der Gesamtansicht. Es enthält eine Reihe von Inschriften, alle personenbezogenen Angaben hingegen sind absolut nicht mehr zu entziffern, so daß von dieser Seite keinerlei Rückschlüsse über den Geburtstag Eduard Amadeus Lipperts möglich sind.

Die Inschriften lauten im Einzelnen :


  links rechts
oben
Selig sind, die reinen Herzens sind.
Die Liebe höret nimmer auf !
 
unten

Nur einmal weilt' ich auf dieser Erde. Alles Gute daher, das ich thun, jede Liebe, die ich einem meiner Mitmenschen erweisen kann, lass sie mich sogleich thun. Lass mich nicht säumen, dass ich die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lasse, denn niemals werde ich dieses Weges wieder ziehen.

Wer wahre und vollkommene Liebe hat, sucht in keiner Sache sich selbst.


Im Zentrum des Grabmals befindet sich eine lebensgroße Darstellung des Ehepaars in weißem Marmor.
In meinem Quellwerk heißt es, die beiden seien in einer abschiednehmenden Pose dargestellt, ich kann darin nichts von Abschied entdecken, sondern bin eher der Meinung, daß das Ehepaar hier so dargestellt wird, wie es auch gelebt haben mag :
In tiefer, inniger, liebevoller Verbundenheit, was wohl ein wenig auch aus den Inschriften rechts und links oberhalb und unterhalb der Reliefs ersichtlich ist.
Auch der etwas lädierte Wanderstab in seiner Hand ist in meinen Augen kein Indiz für einen Abschied, wie er durch den Tod des einen Ehepartners gegeben ist, denn auf allen Gräbern, bei denen der Mann als Pilger dargestellt ist, der die Reise in das ungewisse jenseitige Land antritt, ist es der Mann, der als Erster verstorben ist.
Wie man aus den oben gezeigten Daten ersehen kann, war dies beim Ehepaar Lippert nicht der Fall, denn Marie Anne Lippert mußte viel zu früh, im Alter von nur 42 Jahren sterben. Ich werde darauf in einer kurzen Lebensbeschreibung des Ehepaars Lippert eingehen, wie es mir aus der Literatur zugänglich ist :
Eduard Amadus Lippert leitete zum Zeitpunkt seiner Eheschließung zusammen mit seinen Brüdern ein kaufmännisches Unternehmen in Hamburg. Durch einen unverschuldeten Konkurs infolge eines Börsenkrachs war die Familie gezwungen, sich eine neue Existenz aufzubauen, und so ging er zusammen mit seiner Frau in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts nach Afrika ins Matabeleland, dem heutigen Simbabwe, um dort sein Glück zu machen.
Er erhielt für ein nicht unbeträchtliches Areal die Nutzungsrechte und erwirtschaftete ein Vermögen durch die Ausbeutung der dortigen Gold - und Diamantenvorkommen.
Obwohl Marie Anne Lippert bereits im Jahre 1891 an Krebs erkrankte, begleitete sie, kaum daß sie sich halbwegs erholt hatte, ihren Mann auf einer recht beschwerlichen dreimonatigen Reise durch den Afrikanischen Busch. Doch leider kam ihre Krankheit nicht zum Stillstand, so daß Eduard Lippert sich Mitte der 90er Jahre entschloß, seine Besitztümer in Afrika zu verkaufen und mit seiner Frau nach Hamburg zurückzukehren. Hier gründeten beide gemeinsam von ihrem Vermögen ein Kindergenesungsheim im Stadtteil Poppenbüttel, ein Erholungsheim für werktätige Frauen, ein Säuglingsheim in Groß - Borstel sowie ein Waisenhaus für 12 Kinder bis zum 14. Lebensjahr.


             
Einige Zeit lang betreuten sie diese wohltätigen Werke gemeinsam, doch Marie Lipperts Krankheit verschlimmerte sich - und nach mehreren erfolglosen Operationen verstarb sie, 42 - jährig, im Sommer 1897.


             
Eduard Lippert führte nach ihrem Tode nicht nur das gemeinsam begonnene wohltätige Werk fort, sondern betätigte sich zusätzlich noch erfolgreich mit der Anzucht von Karpfen und Forelleneiern sowie mit der Produktion einer keimfreien Vorzugsmilch für Kinder.

Quelle :   " Stadt der toten Frauen, Der Hamburger Friedhof Ohlsdorf in 127 Frauenportraits " von Rita Bake und Brita Reimers.
Hamburg : Landeszentrale für politische Bildung , 1997

( In diesem 331 Seiten starken Werk wird unter vielen anderen Biographien die Lebensgeschichte der Familie Lippert detailreich und mit vielen Zitaten erzählt ).
Links und rechts der lebensgroßen Darstellung des Ehepaars in Marmor befindet sich je ein leicht gerundetes Relief mit Scenen aus dem Leben Marie Anne Lipperts, vor den Reliefs je eine steinerne Sitzbank.
Das Photo zur Linken zeigt den linken Abschluß des Grabmals, einen Teil des linken Reliefs, sowie eine untere Verzierung des Sockels, unten ist das linke Relief in seiner Gesamtheit zu sehen.

Es folgen zwei weitere Ausschnitte aus dem linken Relief, die mehr Details erkennen lassen :
Die beiden Ausschnitte zeigen Marie Anne Lippert in Gedanken versunken an einem Tisch sitzend, eine Schreibfeder in der Hand. Man kann nur Spekulationen anstellen, ob die Scene im fernen Afrika anzusiedeln ist, die üppigen Pflanzen auf dem unteren Photo lassen beinahe darauf schließen.

Zum Abschluß noch zwei Aufnahmen, die ich vom Bodenniveau aus mit extremen Weitwinkel-Brennweiten aufgenommen habe :

Die erste Aufnahme ist extrem übersteigert
durch den Einsatz eines 25 mm - Weitwinkelobjektives.

Es ist allerdings bereits ein Ausschnitt,
auf dem Original - Dia ist noch ein bedeutend größerer Bereich abgebildet :


Auch die zweite Aufnahme habe ich vom Erdboden aus
mit einer extremen Weitwinkel - Brennweite aufgenommen,
allerdings nicht mit 25 mm, sondern etwas näher herangezoomt.



Holger Bergmann, Mai / Juni 2004